Parodontologie

Diabetes mellitus

Dass Menschen mit Diabetes anfälliger sind für bakterielle Infektionen, vor allem auch Infektionen des Zahnbettes (Parodontitis), ist seit langem bekannt. Neuere Untersuchungen zeigen jetzt, dass umgekehrt auch die Parodontitis Einfluss auf den Diabetes nimmt und ihn verschlimmern kann. Die Folge: Für Diabetespatienten mit ausgeprägter Parodontitis ist es schwerer, den Blutzuckerspiegel zu kontrollieren.

Die Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) ist eine chronisch verlaufende Stoffwechselkrankheit, bei der ein absoluter oder relativer Mangel an Insulin besteht. Insulin ist dafür verantwortlich, den Zuckergehalt im Blut zu regulieren. Infolgedessen führt ein Mangel an Insulin dazu, dass der Blutzuckerspiegel steigt. Fachleute schätzen die Zahl der heute in Deutschland an Diabetes Erkrankten auf etwa 10 Prozent der Bevölkerung. Dass nahezu alle schlecht eingestellten Typ-I-Diabetiker auch an einer Parodontitis leiden, ist bereits seit Mitte des letzten Jahrhunderts bekannt. Wie stark der Verlust an Kieferknochen dabei ist, hängt häufig von der Dauer der Diabeteserkrankung ab. So ist insbesondere bei Patienten, die seit zehn oder mehr Jahren an Diabetes leiden, der Knochenverlust stärker ausgebildet als bei Nicht-Diabetikern. Ähnliches gilt für Patienten des Typs II, die je nach Altersgruppe ein bis zu 4,8-fach höheres Risiko haben, an einer Parodontitis zu erkranken. Wie dieser Zusammenhang entsteht, ist bis heute nicht ausreichend geklärt. Möglicherweise liegen die Gründe in einer begleitenden Funktionsstörung des Immunsystems, was wiederum Auswirkungen auf den Stoffwechsel von Bindegeweben (Collagen) hat und zu einer höheren Infektionsanfälligkeit führt. Und beides kann schließlich eine Parodontitis verursachen.

Neueste Untersuchungen zeigen, dass nicht nur der Diabetes eine Parodontitis beeinflusst, sondern die Parodontitis auch – zumindest indirekt – auf den Blutzuckerspiegel bei Diabetikern vom Typ II einzuwirken scheint. Dabei spielen Parodontitis auslösende Bakterien offensichtlich eine besondere Rolle. Studien der vergangenen Jahre zeigen: Bei Typ-II-Diabetes Patienten führte eine Parodontitisbehandlung ohne chirurgische Eingriffe in Kombination mit einer Antibiotikatherapie zu einer Senkung des Blutzuckerspiegels. Für ein noch besseres Verständnis dieser Wechselwirkung bedarf es zwar noch weiterer Untersuchungen, dennoch lässt sich aus diesen Ergebnissen klar ableiten: Wird eine Parodontitis erfolgreich behandelt, hat dies einen positiven Effekt auf die Kontrolle des Diabetes. Und damit könnten auch Folgeerscheinungen wie die Schädigung des Auges, der Nieren oder der Blutgefäße verringert werden.